Dienstag, 30. Juni 2009
EUROPACUP-MEISTER - oder so ähnlich...
Mesut Özil war der Spieler des Tages, als Deutschlands U-21-Jungenz die Engländer samt Chef-Trainer Stuart Pierce mit 4-0 nach Wembley zurückschickten. Und für Özil war dieser Europacup-Sieg oder so auch schön, so wie mit Bremen DFB-Cup-Gewinn. Wie dem auch sei, unsere 11Freunde waren mal wieder dabei im Live-Ticker:
20:31 Uhr
Herzlich willkommen, liebe Fans, zum größten Spiel der letzten 24 Stunden. Leider haben all meine Kollegen ihre Teilnahme abgesagt (Fabian Jonas), sind verletzt (Andreas Bock) oder haben sich dem US-amerikanischen Verband angeschlossen (Lucas Vogelsang). Treu an meiner Seite steht jedoch der »Gast«, der regelmäßigen Lesern des Tickers schon bekannt sein dürfte durch seine Angewohnheit, zu Fußballabenden Lebensmittel mitzubringen, die keiner essen möchte: Erdnüsse ohne Salz, Ferrero Küsschen ohne Ferrero oder gern auch mal Dickmilch von vorgestern. Nun bleibt er auch noch bei der Wimbledon-Übertragung hängen und macht den Becker-Hecht auf mein Sofa.
Egal, Hauptsache nicht allein. Wir müssen alle zusammenhalten, liebe Fans. Für Horst. Für die Jungs. Für den Aufschwung.
Und jetzt müssen wir umschalten, denn es geht los.
20:34 Uhr
Ein kühner U21-Specht direkt vom College moderiert die Übertragung. Pervers. er ruft die »Wahl zum Spieler des Tages« aus. Fest steht: er gewinnt nicht.
20:37 Uhr
»Jetzt spielen die in so 'nem Drittligastadion«, mault der Gast, wendet sich ab. »Das mach ich nicht mit. Ist ja schlimmer als in Aue. Obwohl ich noch nie in Aue war. Aber trotzdem. Lächerlich. Und so was überträgt das ZDF. Wo ist Wim Thoelke? Thooooooooelke!«
20:41 Uhr
Die Hymnen. Horst Hrubesch singt wie der Prokurist auf der Weihnachtsfeier, wenn der DJ »Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen« auflegt.
20:43 Uhr
Im Halbfinale gegen Italien kamen nur 40 % der deutschen Pässe an. Trotzdem 1:0. Also: Nicht einschüchtern lassen von Walcott, Neuer wird es richten – oder wie Hrubesch sagen würde: »Wenn wir alle schlagen, können wir es schaffen.«
20:45 Uhr
Anstoß, jung und frisch. Mein Gott, ist es lange her, dass ich U21 war. Die Hoffnung, dass mich DFB-Chefscout Urs Siegenthaler noch mal beim Dribbeln entdeckt, sinkt gen Nullpunkt. »Mach dir nichts draus«, sagt der Gast. »Wir haben ja uns.« Das ist ja das Schlimme.
3.
England legt los wie die Feuerwehr, Neuer hat bislang die weitesten Laufwege aller Deutschen vorzuweisen. Das 0:0 ist aus bislang aus ihrer Sicht zutiefst unverdient.
5.
Mats Hummels hat den Ticker gelesen, lässt einen Hass-Schuss aus 40 Metern ab, der immerhin noch in Schweden wieder auf den Boden zurückkehrt. Ein Teilerfolg.
7.
Die Trikots, ein optischer Schmerz. Hat Klinsi sie als letzte Amtshandlung entworfen? »Kein großes Team hat je in in roten Trikots gewonnen«, fachsimpelt der Gast. Stimmt nicht, entgegne ich. England trug 1966 Rot. »Diesen Sieg erkenne ich nicht an«, so der Gast. »Ebenso wenig wie den Vatikan, den Nobelpreis von Elfriede Jelinek und die Wiederwahl von Horst Köhler.«
10.
Man muss sich erst vergewissern, dass man nicht taub ist, dann stellt sich die Wohltat ein: Keine Vuvuzelas! Das stärkt auch Mats Hummels, der Walcott klasse abgrätscht. In der Zeitlupe sieht er aus wie Tommy Ohrner. Endlich hat Deutschland wieder einen Manni, den Libero!
14.
Meteorologisches Phänomen: Trotz milder Temperaturen dampft Horst Hrubeschs Atem.
15.
Wagner prüft Gibbs' Schuhgröße mit dem Stollen. 43, in Puschen 44.
17.
RIESENCHANCE! Khedira auf Özil, dessen Schuss wird abgeblockt. Der Gast schreit, springt, strauchelt, fällt dann versehentlich aus dem Fenster (12. Stock), verhungert auf dem Weg in die Tiefe.
18.
Sowohl genial als auch hart, manchmal unfair, aber ohne dass der Schiri was checkt: Mats Hummels, unser neuer Lieblingsspieler.
19.
Ecke England. Kann man ja probieren, ist ja kein Elfer. Bringt trotzdem nichts. Tschüs.
21.
Walcott macht den Michael Owen von 1998, will den Ball ins Tor dribbeln. Jaha, du Teenager: Da haste wohl nicht mit Hummels gerechnet, unserem neuen Jürgen Kohler. Wo Hummels ist, sind Schmerzen, ist der Untergang, ist Schluss für dich. Kauf dir nen Jogginganzug und hör »East 17«.
23.
JAAAAAAAAAAAAAA! CASTRO! Fidel Castro! Che Guevara! Viva la Revolucion! Mit dem rechten Außenrist lupft er das Ding zum 1:0 in die Maschen (Assist: Özil). Der Gast hat sich an der Fassade wieder empor gehangelt, fällt sofort wieder in die Tiefe, kann immerhin noch »Tooooo...« schreien.
25.
Souverän! Wie die Jungs sich aus der Abwehr lösen! Ballack, Frings, Klose: Tretet zurück! Jetzt!
27.
Die Engländer suchen so verzweifelt Anspielstationen wie die Dicke damals auf dem Abtanzball. Und wenn sie doch mal eine finden: Hummels.
29.
Es klingelt. Der Gast hat den Aufzug genommen. »Wo ist eigentlich Lars Ricken?«, will er wissen. »Der hat doch Talent! Ich muss Horst anrufen.«
31.
Andreas Beck versucht das Unmögliche. Klappt nicht. Hätte er vorher wissen können.
33.
»Alle elf Deutschen hinter dem Ball, außer Sandro Wagner«, subsummiert Bela Rethy. 11 + Wagner = 12! Hoffentlich merkt's der Schiri nicht.
35.
Hummels erhebt die Grätsche zur Kunstform: Sprinten, abspringen, gleiten, haken, weghebeln – fantastisch!
36.
Jetzt zeigt auch Boenisch, was er in Bremen bislang geheim gehalten hat: Er kann was. Schießt, der Ball flattert, gefährlich!
37.
»Ich hol Walcott zum TuS Celle!«, so der Gast. »Dann kriegt er drei Bierchen die Woche, und gut is.«
40.
Traumfoul! Hummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummelshummels. Wann grätscht er das 2:0?
42.
Ist Horst Hrubesch, dieses Ex-Kopfball-Ungeheuer, dieser Ballonseiden-Träger, dieser Nackensteak-Verputzer, dieser Jugendtrainer, dieser Dorsch-Angler, der größte System-Theoretiker aller Zeiten? Deutschland spielt aus einem Guss.
44.
Özil (oder »Ötzil«, wie der Gast ihn freundschaftlich nennt) mit dem Socrates-Gedächtnis-Freistoß: Ein Schritt Anlauf, Schuss, knapp drüber. »Nächstes Mal, Mehmet!«, onkelt der Gast.
45.
Halbzeit. Tolles Spiel, Deutschland oben auf. Einzig blass: Manuel Neuer. Aber das kann ja noch werden.
Zum zweiten Teil...
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1 Kommentar:
Grandios im 2. Teil:
92.
Und dann ist es AUUUUUUUUUUS! Deutschland ist Europameister! »So was hat man lange nicht gesehen«, singen die Jungs, deren Gedächtnis nicht besonders weit zurückreichen kann, sind sie doch alle noch so verdammt jung. Mein Gott, sind die jung, und wir sind so alt und grau und fett und konditionell auch nicht mehr ganz auf der Höhe. Aber dafür dürfen wir schon brutale Filme ausleihen und Auto fahren und saufen. Und das tun wir jetzt: Saufen! Auf Euch, Ihr Racker! Auf Dich, Horst, Du alter Dorsch! Toll habt Ihr das gemacht!
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